Religiöse Wellness - Seelenheil im digitalen Zeitalter

Den persönlichen inneren Seelenfrieden zu finden ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Die Suche nach dem positiven Sinn des Lebens, dem eigenen Seelenheil, äußert sich in der individuellen Gestaltung des Lebenswegs. Bewusst oder unbewusst: Wir arbeiten beständig daran, uns besser zu fühlen, unser Befinden zu optimieren, den "richtigen Weg" zu gehen.

Die moderne Informationsgesellschaft bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, dem Bedürfnis der Sinnfindung in jeder nur denkbaren Form nachzukommen. Traditionelle Wertvorstellungen, wie sie insbesondere durch religiöse Rituale überkommen sind, haben dabei ihre Kraft nicht eingebüßt. Sie treten nur anders in Erscheinung, denn sie finden - gemäß den zur Verfügung stehenden Mitteln, wie Internet, PC, E-Mail - transformiert Ausdruck, werden anders wahrgenommen, rezipiert und umgesetzt. Die neuen Medien dienen in dieser Frage nicht nur der Informationsverbreitung, sie fungieren gleichsam als Generator neuer (religiöser) Ausdrucksformen, die unser modernes Leben bestimmen.

In der Reihe "Religiöse Wellness - Seelenheil im digitalen Zeitalter" gehen wortführende Philosophen, Theologen, Sozialethiker, Journalisten, Psychologen und Kulturwissenschaftler aus ihrer Sicht - vor dem Kontext medialer Erscheinungsformen - den Fragen nach, worin, wodurch und wie der Mensch im 21. Jahrhundert seinen Seelenfrieden findet.
Im Jahr 2005 werden alle Vorträge im Wilhelm Fink Verlag, Paderborn, veröffentlicht.

"Wir bauen Gott" - Cyberspiritualität und religiöse Netzwelteuphorien

Datum: Dienstag 10.02.2004 Beginn: 19:00

Prof. Dr. Bernd Guggenberger, Leiter Lessing Hochschule, Berlin Es sind nicht nur die Stimmen besessener Außenseiter, die für "das Netz" religiösen Status reklamieren. Religio bedeutet im Lateinischen zunächst "(Rück-)Bindung"; in diesem Sinn ist auch nach Meinung seriöser Medienautoren das uns universal verbindende Netz die "Implementierung der Religion". Und die "Digerati" sehen sich als Hohepriester der neuen Gottheit. Nicholas Negroponte, vielleicht der Pontifex maximus der Digitalära verkündet die ultimative Transzendenz durch das gattungsinnovative "Uploading" unseres Geistes im digitalen Medialraum der unsterblichen Netzweltwelten: Wir betreten die Schwelle zur Ewigkeit - das Ende aller Tage ist nahe. Wir sollen werden "wie Gott" - Götter allesamt in einem selbstgeschaffenen Paradies, in dem das Wissen und die Informationen über-fließen wie einst Honig und Milch.

Merken