Die Welt im Kopf: Intelligenz

Künstliche Intelligenz ist eines der Zauberworte für das dritte Jahrtausend.
 
Der Wunsch des Menschen, künstliche Intelligenz zu erzeugen, seine Forschungen und sein erneutes Interesse an der Entwicklung künstlicher intelligenter Systeme sind Anlass für das HNF, dem Thema Intelligenz in seinen vielen Facetten nachzugehen.
 
Intelligenz ist eine der begehrtesten Eigenschaften. Sie zu erforschen ist ein Anliegen seit der Antike. Doch was ist unter Intelligenz zu verstehen? Kann man Intelligenz tatsächlich messen? Was können Testergebnisse aussagen? Ist sie angeboren, kann man sie fördern?
 
In neun Vorträgen werden Experten aus der Forschung eine Exkursion in "Die Welt im Kopf" unternehmen: von der Evolution und Entwicklung menschlicher Intelligenz bis hin zu ihrer Bedeutung für Berufs- und persönlichen Lebenserfolg.
 
Nicht zuletzt werden die Fragen an die Zukunft von Bedeutung sein: Welche Kriterien sind an die Intelligenz des Menschen und an seine Wissensverarbeitung in unserer hoch technisierten Wissensgesellschaft zu stellen? Wie intelligent werden die intelligenten Systeme bald sein? Und wie wird sich der Mensch in der Zukunft in Konkurrenz zu intelligenten Maschinen zu definieren haben?
 
Konzeption: Dr. Claudia Gemmeke

Auf der Suche nach den Wurzeln unseres Geistes: tierische Intelligenz

Datum: Donnerstag 11.05.2000 Beginn: 19:00

Dr. Klaus Zuberbühler, Max Planck Institut für Evolutionäre Anthropologie, Leipzig Die Forschungen an Menschenaffen zeigen, dass geistige Leistungen, wie Situationen zu analysieren und Lösungen dafür zu entwickeln, nicht erst plötzlich beim Menschen da waren. Welche Schlüsse aus Planen, Denken, Sprache oder gar Bewusstsein der Tiere lassen sich für die Definition des homo sapiens ziehen? Inhalt der Veranstaltung: Der Mensch ist eine phylogenetisch junge Art. Vor knapp 6 Millionen Jahren haben sich aus einer heute ausgestorbenen Menschenaffenart die Vorläufer des Menschen und der Schimpansen abgespalten. Diese Tatsache bildet für die vergleichende Psychologie die Ausgangslage für eine breit angelegte Suche nach höheren Verstandesleistungen bei den heute noch lebenden Tierprimaten. Man versucht, die Evolution des menschlichen Geistes zu verstehen, indem man prüft, welche kognitiven Fähigkeiten und deren Vorläufer schon bei Affen und Menschenaffen vorhanden sind. Im Bereich des mechanischen Verständnis sind die Ergebnisse bis jetzt eher enttäuschend ausgefallen. Von den zahlreichen Tierprimaten zeigen lediglich Schimpansen in freier Wildbahn die Fähigkeit, regelmäßig Werkzeuge herzustellen und diese flexibel und kreativ einzusetzen. Zwar tritt bei gefangengehaltenen Affen und Menschenaffen Werkzeuggebrauch hin und wieder spontan auf, doch scheinen die Tiere relativ wenig von den unterliegenden kausalen Gesetzmäßigkeiten zu verstehen. Bei sozialen Problemen hingegen schneiden Tierprimaten entschieden besser ab, zum Beispiel im Bereich der sozialen Kooperation oder symbolischen Kommunikation. Beim Menschen besteht ein Kernelement der sozialen Intelligenz in der Fähigkeit, das Gegenüber nicht nur aufgrund seines Verhaltens zu beurteilen (was auch Tiere gut können), sondern es zudem als eigenständiges denkendes Wesen zu begreifen. Diese kognitive Fähigkeit, oft auch "Theory of Mind" genannt, ist beim Menschen erst im Alter von etwa vier Jahren richtig entwickelt und bildet die Grundlage für zahlreiche typisch menschliche Fähigkeiten, wie etwa Mitleid, Imitation oder Sprachkompetenz. Die gegenwärtige Forschung befasst sich nun stark mit der Frage, inwieweit auch Tierprimaten eine "Theory of Mind" entwickeln können.

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