Die Macht der Schönheit

Die Macht der Schönheit ist so unbestreitbar wie skandalös: Hübsche Kinder bekommen bessere Schulnoten, begünstigte Jugendliche haben ein reicheres Sexualleben, attraktive Menschen erhalten leichter Jobs, ja, schöne Menschen gelten nicht nur als zufriedener, sympathischer und erfolgreicher, sondern sogar als intelligenter, vertrauenswürdiger und kreativer. Diese empirisch vielfach belegten Befunde müssen einer christlich orientierten und demokratischen Gesellschaft missfallen, die auf innere Werte und auf Chancengleichheit setzt. Ihre Abneigung und ihr Misstrauen gegen deren »Oberflächlichkeit« wächst noch in dem Maße, in dem Schönheit kein Naturschicksal mehr, sondern - kosmetisch, chirurgisch, gentechnisch - zunehmend machbar ist.

Dennoch: Heute erfahren wir eine fulminante Wiederkehr des Schönen - buchstäblich auf allen Kanälen. Schönheit und das Schöne sind Insignien einer neuen, ästhetischen Lebenskultur. Deren Ikonen, die langbeinigen Supermodels und verträumten Rockstars, bringen diese Macht der Schönheit auf globales Niveau - keines ihrer weltweit zirkulierenden Bilder, das nicht digital noch schöner »gemorpht« wäre. Kosmetische Chirurgie ist längst fernsehtauglich geworden, und keiner schämt sich mehr der »Korrekturen«, denen er seinen Körper unterworfen hat.

Was die einen als »Schönheitswahn« mit verheerenden geistigen, sozialen und politischen Folgen diskriminieren, drückt für andere ein neues, jugendliches Lebensgefühl aus.

Die Vortragsreihe nähert sich der Frage nach der Schönheit, ihrer Macht und ihrem Glücksversprechen aus unterschiedlichen Perspektiven und Fragestellungen. Kultur- und sozialwissenschaftliche, psychologische, evolutionsbiologische, philosophische, politische, kunst- und mediengeschichtliche sind einige davon.

Das leibhaftig Schöne

Datum: Dienstag 7.03.2006 Beginn: 19:00

PD Dr. Claudia Schmölders, Kulturwissenschaftlerin und freie Autorin, Berlin »Schön« nennen wir alles mögliche: Gebäude, Bewegungen, Gestalten, Töne, Texte und so fort. Die Schönheit des lebenden Menschenkörpers spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn sie ist mit Erotik, mit Kosmetik und seit den Griechen auch mit der Idee von Kraft verknüpft, also mit ganz gegensätzlichen Impulsen, die von der heute modischen Symmetrieforschung nicht annähernd erfasst werden. Der Vortrag will den Begriff des »schönen Feldes« diesseits aller Bilder aus der physiognomischen Sicht heraus auf den lebendigen Menschen umreißen.

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