Die Macht der Schönheit

Die Macht der Schönheit ist so unbestreitbar wie skandalös: Hübsche Kinder bekommen bessere Schulnoten, begünstigte Jugendliche haben ein reicheres Sexualleben, attraktive Menschen erhalten leichter Jobs, ja, schöne Menschen gelten nicht nur als zufriedener, sympathischer und erfolgreicher, sondern sogar als intelligenter, vertrauenswürdiger und kreativer. Diese empirisch vielfach belegten Befunde müssen einer christlich orientierten und demokratischen Gesellschaft missfallen, die auf innere Werte und auf Chancengleichheit setzt. Ihre Abneigung und ihr Misstrauen gegen deren »Oberflächlichkeit« wächst noch in dem Maße, in dem Schönheit kein Naturschicksal mehr, sondern - kosmetisch, chirurgisch, gentechnisch - zunehmend machbar ist.

Dennoch: Heute erfahren wir eine fulminante Wiederkehr des Schönen - buchstäblich auf allen Kanälen. Schönheit und das Schöne sind Insignien einer neuen, ästhetischen Lebenskultur. Deren Ikonen, die langbeinigen Supermodels und verträumten Rockstars, bringen diese Macht der Schönheit auf globales Niveau - keines ihrer weltweit zirkulierenden Bilder, das nicht digital noch schöner »gemorpht« wäre. Kosmetische Chirurgie ist längst fernsehtauglich geworden, und keiner schämt sich mehr der »Korrekturen«, denen er seinen Körper unterworfen hat.

Was die einen als »Schönheitswahn« mit verheerenden geistigen, sozialen und politischen Folgen diskriminieren, drückt für andere ein neues, jugendliches Lebensgefühl aus.

Die Vortragsreihe nähert sich der Frage nach der Schönheit, ihrer Macht und ihrem Glücksversprechen aus unterschiedlichen Perspektiven und Fragestellungen. Kultur- und sozialwissenschaftliche, psychologische, evolutionsbiologische, philosophische, politische, kunst- und mediengeschichtliche sind einige davon.

"Spieglein, Spieglein an der Wand ... " - Das Geheimnis schöner Gesichter

Datum: Dienstag 13.12.2005 Beginn: 19:00

Dr. Martin Gründl, Lehrstuhl für Experimentelle und Angewandte Psychologie, Universität Regensburg Was ist ein schönes Gesicht? Die Attraktivitätsforschung besitzt Methoden, das Geheimnis der Schönheit zu lüften und Attraktivität objektiv zu messen. Dabei helfen Computerprogramme Gesichter gezielt zu verändern und mehrere Gesichter miteinander zu verschmelzen (Morphing).
Die Ergebnisse dieser Forschung zeigen, dass wir Gesichter mit symmetrischen, durchschnittlichen Proportionen bevorzugen und dass wir permanent auf das sogenannte »Attraktivitätsstereotyp« hereinfallen, nämlich: »Wer schön ist, ist auch gut!«

Merken