Blicke in den Körper

In der Vortragsreihe "Blicke in den Körper" kommen namhafte Referenten aus Medizin, Medizingeschichte und Kulturwissenschaft zu Wort. Die Reihe zeigt zum einen auf, welche technischen Entwicklungen Auswirkungen auf das Verständnis des modernen Körperbildes gehabt haben. Zudem werden moderne bildgebende Verfahren und ihre Einsatzmöglichkeiten in der heutigen Medizin vorgestellt. Das SPektrum reicht von nicht alltäglichen Themen wie "Geschichte der Leichenöffnung" über die so genannte Knopflochchirurgie bis hin zu Vorträgen über neueste Verfahren in der Computertomographie. Aber auch Einsatzmöglichkeiten bildgebender Verfahren in der Gehirnforschung werden aufgezeigt, z. B. im Marketing durch Magnetresonanztomographie (Neuro-Marketing) oder als Lügendetektoren.

Die Medizin und das Geräusch. Zu den historischen Grundlagen der modernen Diagnostik

Datum: Mittwoch 11.10.2006 Beginn: 19:00

Dr. Jens Lachmund, Senior Lecturer, Fakultät für Kulturwissenschaften, Universität Maastricht Die Einführung der stethoskopischen Untersuchung durch den Pariser Arzt René Théophile Laënnec gehört zu den wichtigsten medizinischen Neuerungen des 19. Jahrhunderts. Hatten sich die Ärzte bis dahin fast ausschließlich an den äußerlich sichtbaren Symptomen sowie der vom Patienten artikulierten Krankheitsgeschichte orientiert, wurde die ärztliche Diagnose nun systematisch mit einem technischen Untersuchungsverfahren verbunden. Der Vortrag untersucht die Genese und Durchsetzung der stethoskopischen Untersuchung aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive. Es wird gezeigt, dass es sich dabei nicht nur um das natürliche Resultat des technischen Fortschritts handelte, sondern um ein kulturelles Projekt, das eine grundlegende Veränderungen der Beziehungen von Medizin, Körper und Gesellschaft beinhaltete. Damit wird auch ein neues Licht auf die Konflikte geworfen, die heute um neuerliche Innovationen auf den Gebieten der Medizintechnik und Diagnose ausgetragen werden.

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