14.05.2019

Von Rollkugeln und Mäusen

Präsentation zur Computermaus im HNF Die Computermaus hat auch einen deutschen Vater. Rainer Mallebrein entwickelte Ende der 1960er-Jahre bei Telefunken die "Rollkugel", die beinahe zeitgleich mit der legendären ersten Maus des US-Amerikaners Douglas Engelbart die Bedienung am Computer erleichterte. Das Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) zeigt ab sofort eine der wenigen noch existierenden Rollkugeln und eine Auswahl wichtiger und kurioser Computermäuse. "Wir sind begeistert, dass wir mit der Rollkugel einen weiteren Meilenstein der IT-Geschichte zeigen können", freute sich HNF-Geschäftsführer Dr. Jochen Viehoff bei der Vorstellung am Dienstag. "Die Rollkugel ist ein wichtiges Artefakt, dass die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft." Denn noch immer ist die Maus ein wichtiges Medium, um mit dem Computer zu kommunizieren. Während die erste hölzerne Computermaus des US-Amerikaners Douglas Engelbart zu den historischen Ikonen gehört, ist die deutsche Maus kaum bekannt. Der Berliner Technikhistoriker Dr. Ralf Bülow brachte vor zehn Jahren die andere Seite der Geschichte ans Tageslicht. Rainer Mallebrein, 1933 in Karlsruhe geboren, entwickelte nach 1965 für Telefunken die Rollkugel. Telefunken baute damals auch Computer, der TR 440 war seit 1968 das Spitzenprodukt, das aufgrund des hohen Preises aber nur 46-mal verkauft wurde. Und noch nicht mal jeder Rechner wurde mit der Rollkugel ausgestattet, die rund 1.500 DM kostete. Mit der Rollkugel wurde wie bei der Maus durch das Schieben über die Tischplatte der Cursor auf dem Bildschirm bewegt. Mallebrein griff die Idee des schon bekannten Trackballs auf, wollte den Kunden aber nicht zumuten, ein Loch in den Tisch zu bohren. "So kam mir dann die Idee, den Trackball umzukehren und mit der Kugel über die Tischoberfläche zu rollen. Dies war die Geburt unserer Rollkugel", beschreibt Mallebrein seine Erfindung. Aufgrund der geringen Verbreitung des TR 440 geriet die geniale Erfindung schnell in Vergessenheit. Mit dem Xerox Alto gab es ab 1973 einen ersten Computer, der mit der Maus zu bedienen war. Allerdings blieb er ein Prototyp und erst mit dem Apple Macinstosh setzte die Maus ab 1984 zu ihrem Siegeszug um die Welt an. Im HNF ist neben der von Rainer Mallebrein zur Verfügung gestellten Rollkugel auch die Maus des Xerox Alto zu sehen. Zudem werden ein Nachbau der Engelbart-Maus und 46 weitere Computermäuse präsentiert. Darunter sind Mäuse im Fellkleid, aus recyceltem Kunststoff, mit Vibration, biegbare Exemplare oder Mäuse in Gestalt eines Hamburgers. Sogar ein Modell, das zugleich als Telefon dient, ist im weltgrößten Computermuseum ausgestellt. Die Präsentation ist auf Dauer im HNF zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen: dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. Mehr unter www.hnf.de/maus

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