09.10.2025
Mitte der 1970er-Jahre begann die PC-Revolution mit den Bausätzen von Bastlern und Freaks. Hieraus entwickelte sich eine Industrie, die unser Leben bestimmt. Ihre Anfänge lagen im Silicon Valley, die ersten Produkte waren mit Holz verkleidet und konnten wenig mehr als ein paar Zeilen speichern. Doch damit begann ein neues Zeitalter.
Dessen Anfänge sind nun neu im Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) zu erleben. Die Ausstellungsbereiche zur PC-Geschichte und zu den Ursprüngen des Silicon Valley sind vollständig erneuert worden.
„Uns war es wichtig, dass wir im Jubiläumsjahr Nixdorf100 das Herzstück unserer Dauerausstellung komplett neu gestaltet haben. Es sind nicht nur deutlich mehr Rechner zu sehen, sondern die Ausstellung wirkt nun erheblich moderner und zeitgemäßer“, betonte HNF-Geschäftsführer Dr. Jochen Viehoff bei einem Pressetermin. „Wir zeigen insbesondere populäre, exotische und wegweisende PCs. Im nächsten Jahr werden wir weitere wichtige Meilensteine der Computerentwicklung neu präsentieren“, blickte Viehoff bereits voraus.
Die Geburt des PCs
Das goldene Zeitalter der Homecomputer wird im Bereich „Die Geburt des PCs“ mit 35 Rechnern illustriert, zehn mehr als bisher. Die Computer präsentieren sich aufgereiht wie auf einer Werkbank und vermitteln in ihrer Vielfalt den faszinierenden Anfang eines neuen Zeitalters.
Zwar hatte Konrad Zuse bereits 1941 in Berlin einen Computer konstruiert, doch erst mit den Produkten US-amerikanischer Start-ups kamen gut 30 Jahre später Millionen Menschen mit Computern in Berührung.
Auslöser der PC-Revolution war der MITS Altair 8800. Für 397 Dollar war er vor gut 50 Jahren um die Jahreswende 1974/75 erstmals als Bausatz erhältlich. Mühsam Bit für Bit musste der Käufer ihn programmieren, doch die Nachfrage nach diesem preisgünstigen elektronischen Rechenkasten war enorm.
Die Grundvoraussetzung, der Mikroprozessor, war wenige Jahre zuvor bei Intel entwickelt worden. Damit war die Technologie vorhanden, um mit preiswerten Komponenten einen Massenmarkt zu schaffen. Es entstanden Firmen wie Apple und Commodore; Microsoft und viele andere lieferten Software.
1977 kamen die legendären Drei – Apple II, Commodore PET 2001 und TRS-80 – heraus, die die Technologie voranbrachten. Doch auch Exoten, die kaum eine Wirkung hatten, wie der Sol-20, Sphere-1 oder Mark 8, sind ausgestellt.
Prachtstück der Präsentation ist ein originaler und sehr seltener Apple I, den das HNF vor vier Jahren sogar wieder in Betrieb genommen hat. Mit dem Apple I begann der Aufstieg des Weltkonzerns; 200 Exemplare wurden gebaut, etwa 175 verkauft, von denen weltweit nur noch rund 80 existieren sollen.
Doch auch viele bekannte und noch beliebte Rechner präsentiert das HNF in seiner neuen Abteilung. So sind der angeblich meistverkaufte Computer, der Commodore C64, zu sehen, genauso wie der Atari 520 ST, Amiga 500 oder Sinclair ZX80. Vorhanden sind auch der KC Compact und der Z 9001 aus der DDR oder der Aldi-PC von 1998.
Ein besonderer Bereich ist den tragbaren Computern gewidmet. Hier startet die Präsentation mit dem Osborne 1, der 1981 auf den Markt kam. Angesichts von 11,8 Kilogramm Gewicht ist er eher „Schlepptop“ als Laptop, war damals aber eine kleine Sensation.
An einer Multimediastation erwartet die Besucher ein Spiel, bei dem es gilt, typische Utensilien der 1980er-Jahre zuzuordnen. Zudem sind Bedienoberflächen unterschiedlicher Betriebssysteme wie Windows 3.1 zu sehen. Alte Rechner werden in Funktion gezeigt und Anwendungen wie VisiCalc oder WordStar vorgestellt.
Silicon Valley
Die Wiege der meisten Mini- und Homecomputer stand im kalifornischen Silicon Valley. Ursprünglich ein beschauliches Tal mit großen Flächen für den Obst- und Weinanbau, siedelte sich hier 1939 mit Hewlett-Packard das erste Technologieunternehmen an. Ausgehend von der Stanford-Universität entstanden zahlreiche IT-Firmen. William Shockley gründete im Valley Shockley Semiconductor, eine Keimzelle der weiteren Entwicklung. Einige Mitarbeiter, die „Verräterischen Acht“, verließen Shockley 1957 und gründeten Fairchild. Ihre Abmachung dokumentierten sie auf Dollarnoten, Ikonen der IT-Geschichte mit den Autographen von einigen legendären Halbleiterexperten wie Robert Noyce und Gordon Moore, die wiederum 1968 Intel gründeten.
1970 war erstmals der Begriff Silicon Valley in einer Zeitschrift zu lesen. In den folgenden Jahren begannen in Garagen und Werkstätten die bekannten Hardwarehersteller wie Apple, Atari oder Sun.
Im HNF ist vor allem die Frühzeit und der Aufstieg des Tals zum weltbekannten Technologiezentrum dargestellt. Beispielhaft ist die Entwicklung von Hewlett-Packard anhand einiger Objekte wie den Taschenrechnern HP-35 oder HP-45 illustriert. Ein eindrucksvolles Luftbild veranschaulicht die Häufung der Unternehmen, die heute das Valley und die moderne IT bestimmen, angefangen bei Oracle über Adobe, bis zu Meta und Google.
Ein besonderes Objekt dieses Ausstellungsbereichs ist der Xerox Alto. Er war 1973 der erste Computer, der mit einer grafischen Benutzeroberfläche und einer Maus ausgestattet war. Zu sehen ist zudem die Realisierung des Dynabook, das Alan Kay bereits 1968 im Xerox PARC entwickelte und unseren heutigen Notebooks verblüffend ähnlich sieht, aber nie gebaut wurde.
Auch hier bietet eine Bildschirmstation vertiefende Informationen, beispielsweise zu Armut und Obdachlosigkeit in einer der reichsten Regionen der USA oder dem Zusammenhang von Hippie-Kultur und der Entstehung des PCs.
Öffnungszeiten
Die neuen Ausstellungsbereiche sind zu den üblichen Öffnungszeiten des HNF zugänglich: dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr.
Mehr unter www.hnf.de