27.04.2021

HNF-Architekt Ludwig Thürmer gestorben

Er war einer der Väter des Heinz Nixdorf MuseumsForums: Nun ist der Architekt und Gestalter Professor Ludwig Thürmer in Berlin im Alter von 90 Jahren gestorben. "Wir trauern um einen der wichtigsten Wegbereiter des HNF und sind gleichzeitig dankbar für sein grundlegendes und nachhaltiges Wirken bei der Entstehung unseres Hauses," würdigte HNF-Geschäftsführer Dr. Jochen Viehoff den Architekten. "Zusammen mit dem ersten Geschäftsführer des HNF Norbert Ryska und seinem Partner Gerhard Diel hat Ludwig Thürmer das Konzept und die Gestaltung des Computermuseums maßgeblich geprägt. Seine Entwürfe waren kreativ, ihrer Zeit oftmals weit voraus und prägen das Erscheinungsbild des Museums bis heute. Wir bedauern sehr, dass er das 25-jährige Jubiläum des HNF im kommenden Oktober nicht mehr miterleben kann." Bereits 1984 hatte Thürmer Heinz Nixdorf eine erste Ideenskizze zur Errichtung eines Firmenmuseums mit historischem Hintergrund vorgelegt, nachdem der Paderborner Computerunternehmer zwei große Sammlungen von Bürotechnik erworben hatte. Der plötzliche Tod Nixdorfs 1986 brachte die weitere Planung vorerst zum Erliegen. 1991 nahm die von Heinz Nixdorf gegründete Stiftung Westfalen den Gedanken wieder auf. Schnell gingen die Planungen in Richtung eines Museumsforums voran, das Museum und Veranstaltungszentrum zusammenführt. Thürmer und Ryska entwickelten eine Konzeption, die eine Darstellung der Informationstechnik über 5.000 Jahre vorsah, von der Keilschrift bis zum Internet, was weit über die ursprünglichen Ideen hinausging. Die Umgestaltung der ehemaligen Hauptverwaltung der Nixdorf Computer AG stellte die Architekten vor zusätzliche Herausforderungen. Die Präsentation der Inhalte geht vor allem auf Thürmer zurück, der eine Reise durch Raum und Zeit im Spannungsfeld von Mensch und Technik umsetzte. Dabei konnte Thürmer auf jahrzehntelange internationale Erfahrungen bei der Gestaltung von Ausstellungen zurückgreifen. Nach dem Studium in Berlin ging Thürmer Anfang der 1960er-Jahre in die USA, wo er im Auftrag des Berliner Senats sowie amerikanischer Institutionen und Firmen zahlreiche Objekte für Messen und Ausstellungen realisierte. So gestaltete er 1964 den Berliner Pavillon auf der New York Worlds Fair. Kontakte zu Charles Eames, Mies van der Rohe und anderen großen Architekten der Zeit prägten sein Arbeitsumfeld. Auch in europäischen, afrikanischen und asiatischen Ländern war der gebürtige Leipziger mit Berlin-Ausstellungen aktiv. 1970 wurde Thürmer Professor für Ausstellungsgestaltung an der Hochschule der Künste in Berlin. 1983 folgte das erste wegweisende Treffen mit Heinz Nixdorf, das letztlich im weltgrößten Computermuseum endete. Nach der Eröffnung 1996 war Thürmer weiterhin für das HNF tätig wie bei der Gestaltung der großen Sonderausstellung Computer.Gehirn 2001. Zudem erstellte er Planungen und Gutachten für andere Museen. 1998/99 realisierte er nach einem gewonnenen Wettbewerb die Dauerausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Im Jahr 2000 erhielt Ludwig Thürmer das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Im HNF werden seine gestalterischen Ideen weiterleben. Nicht nur hier hat er es geschafft, die Inhalte zum Sprechen zu bringen, damit sich im Kopf des Museumsbesuchers ein Bild zusammenfügt oder, anders ausgedrückt, wie er selbst die gestalterische Konzeption des HNF auf den Punkt brachte: "Im Gehen sehen, im Sehen verstehen."

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