Minicomputer – Der Einzug der Rechner in Werkhalle und Labor

1965 wurde ein Computer verkauft, der eine neue Dimension der Datenverarbeitung erschloss: den unmittelbaren Einsatz am Arbeitsplatz, die pdp-8 der Digital Equipment Corporation (DEC). Bis dahin war der Zugriff auf eine Datenverarbeitungsanlage durch den so genannten "Batch-Betrieb" gekennzeichnet. Der Programmierer codierte und lochte sein Programm und brachte seinen Kartenstapel zu einer abgeschlossenen Tür, hinter der das Rechenzentrum lag. Stunden später lagen die Ergebnisse samt Kartenstapel in seinem Fach.

Rütteln und Schütteln

Die Programmierung der pdp-8 war unmittelbar, mühsam und geräuschvoll. Der geübte Benutzer betätigte die Schalter an der Frontseite wie eine Klaviatur, und mit einem charakteristischen Rattern wurde das Programm per Lochstreifen über den Fernschreiber ASR 33 eingelesen. Das Blinken der Lämpchen am Computer signalisierte dann die Tätigkeit der Schaltkreise, bis schließlich der Fernschreiber unter Rütteln und Schütteln das gesuchte Ergebnis oder eine Fehlermeldung ausgab.

Das Erlebnis Computer war hier schon für 16.000 US$ zu haben. Die Preise verfielen mit der rasanten technologischen Weiterentwicklung zusehends. Zehn Jahre später kostete das leistungsfähigere Nachfolgemodell, die pdp-8/E, nur noch 4.000 US$. Der unmittelbare Kontakt mit der Maschine, das sich in der "Interaktion" rasch einstellende Verständnis für die Leistungen dieses Gerätes ließ die Minicomputer schnell zum unentbehrlichen Helfer der Wissenschaftler und Ingenieure werden.

Konkurrenz und Ende

Bald jedoch gab es Konkurrenz. Mehrere Entwickler verließen DEC und brachten ihre eigenen Maschinen heraus. Sie beherrschten die erforderlichen Technologien wie automatisches Verdrahten und Leiterplattentechnik. Kernspeicher waren am Markt erhältlich und TTL-Schaltkreise, die Bausteine der Minicomputer, gab es in immer höherer Integration bei sinkenden Preisen. Die Hersteller erweiterten schließlich die Leistungsklasse ihrer Rechner: Superminis mit ausgeklügelten Betriebssystemen für Time-Sharing (Mehr-Benutzer-) Betrieb setzten die Standards im technisch/wissenschaftlichen Rechnen.

Der Mikroprozessor setzte dem beispiellosen Aufstieg der Minicomputer seit Mitte der 1980er-Jahre ein Ende.