Dr. Ulrich Bauhofer

Gesundheit, Selbsterkenntnis und Lebenskunst - eine untrennbare Beziehung

Als Arzt ist meine Domäne die Gesundheit. Welche sonst, fragen Sie vielleicht. Und doch ist es für einen Mediziner nichts Selbstverständliches, sich mit Gesundheit zu befassen. Ärzte beschäftigt nämlich nur das Pathologische, die Krankheit. Über Gesundheit wissen sie wenig, eigentlich fast gar nichts - zumindest von ihrer Ausbildung her. Nun bin ich kein gewöhnlicher, sondern ein ayur-vedischer Arzt und im Ayur-Veda steht Gesundheit an erster Stelle. Ayur-Veda ist die älteste Medizin der Menschheit und bedeutet "das Wissen vom Leben". Die Sprache des Ayur-Veda ist Sanskrit und Gesundheit heisst auf Sanskrit "Swasthya" - "Swa": das Selbst, "sthya": ruhen. Gesundheit bedeutet von ihrem sprachlichen Ursprung her also: im Selbst ruhen.


Das Delphi-Prinzip
Auf den ersten Blick scheint dieses Gesundheitsverständnis wenig mit Medizin zu tun zu haben. Eher erkennen wir darin eine philosophische Dimension. Vielleicht erinnert es uns auch an die berühmte Inschrift des Apollo-Heiligtums in Delphi: Gnothi se authon - Erkenne Dich Selbst, steht dort geschrieben. Dieser delphische Imperativ interessiert Philosophen, aber doch keine Mediziner - so könnte man denken. Irrtum. Für den ayur-vedischen Arzt ist dieser Satz von grosser Bedeutung. Er besitzt nämlich einen vitalen medizinischen Hintersinn.

"Wer bin ich?" Diese Frage stellt sich unser Organismus fortwährend und nur deshalb überlebt er. Wie sonst könnte er Fremdes erkennen, das ihn bedroht? Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten oder entartete Zellen, die ihn jeden Moment attackieren oder in ihm entstehen. Der Körper verfügt über äusserst komplexe Regulationsmechanismen, die sein Selbst verteidigen. Die entscheidende Rolle spielt dabei sein Immunsystem.

Jede Sekunde erzeugt es 1.5 Millionen weisse Blutkörperchen, 100.000 Lymphozyten und einige Billionen Abwehrmoleküle oder Antikörper, um sich gegen all das zu wehren, was die Integrität seines Selbst gefährdet.

Nur, weil sich unser Körper jeden Augenblick fragt: "Wer bin ich?" hält er sich am Leben. Die Natur hat ihm diese Frage als eine Überlebensstrategie eingepflanzt. Und wenn ihm die Antwort darauf nicht mehr einfällt, wenn er sie vergessen hat, dann steht es schlecht um sein Weiterbestehen.

Das Sanskrit-Wort "Swasthya" - Gesundheit oder "im Selbst ruhen" erklärt also, wie der Körper sich immer wieder auf sich selbst zurückbesinnt, sich fortwährend wieder-erkennt, sich an seine genetische Identität erinnert, um sich zu erhalten. Selbst-Erkenntnis hat also offensichtlich etwas mit Gesundheit zu tun - zumindest auf der körperlichen Ebene.

Das Unternehmen Mensch
Doch Gesundheit beschränkt sich nicht auf den Körper allein, sie hat nicht nur nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation auch eine geistige und seelische Dimension. Trotzdem verstehen wir uns selbst zunächst als unseren Körper, wir identifizieren uns mit ihm und definieren uns über ihn. Fälschlicherweise, wie wir erkennen werden.

Wenn wir aber unser Selbst in den abstrakten Sphären des Geistes und der Seele verstehen wollen, das nicht-materielle, nicht-physische, das meta-physische Selbst - das Selbst, das wir nicht mit Hilfe der Molekularbiologie beschreiben können, hilft uns ein klareres Verständnis des Körpers zunächst weiter.

Wir empfinden unseren Körper als ein statisches Gebilde. Doch das ist eine Sinnestäuschung. Der Körper besteht aus 100.000 Milliarden Zellen, 15.000 mal mehr als Menschen auf der Erde leben. Aus einer einzigen dieser Zellen hat sich der Organismus innerhalb von neun Monaten herausdifferenziert. Schritt für Schritt, mit perfekter Präzision ist Glied für Glied, Organ für Organ gewachsen. Zum Beispiel verfügt unser Nervensystem am Ende seiner Entwicklung über tausend Milliarden hochspezialisierter Zellen, sogenannter Neuronen. In den Streitkräften unseres Immunsystems kämpfen über 100 Milliarden Lymphozyten sowie 100 Trillionen Antikörper. Ein wahres Kunstwerk. Geschaffen vom Leben.

Die zelluläre Dynamik in unserem Organismus entzieht sich unserer Vorstellungskraft. Ohne Rast verändert sich diese unüberschaubare biologische Gesellschaft. Etwa sieben Millionen Zellen produziert der Körper jede einzelne Sekunde neu, am Tag etwa 600 Milliarden.

Doch noch viel flüchtiger sind die 10 hoch 28 Atome, aus denen unsere Zellen gemacht sind. Sie kommen und gehen und schaffen unser Fleisch und Blut immer wieder neu: fast alle 24 Stunden eine neue Bauchspeicheldrüse, alle drei Tage eine neue Magen-Darm-Schleimhaut, alle sechs Wochen eine neue Leber, jeden Monat eine neue Haut, alle paar Monate ein brandneues Skelettsystem. In jeder Sekunde führt der Körper etwa 10 hoch 25 chemische Operationen durch - eine 1 mit 25 Nullen. 98 Prozent der Atome, die unseren Körper bilden, werden jedes Jahr ersetzt. Alle vier Jahre haben wir aus atomarer Sicht einen völlig neuen Körper.

Lautlos und ohne Anstrengung wird dieser fesselnde Biotanz auf der Bühne des menschlichen Organismus aufgeführt, und wenn wir ihn voll andächtiger Bewunderung betrachten, wollen wir wissen, wer ihn dirigiert, wer der Choreograph oder wer der Regisseur ist. Welche Instanz steuert all diese Prozesse? Wo ist die Schaltzentrale?

Wer regiert den Körper?
Ein Biologe würde uns eine schnelle Antwort liefern. Es ist die DNA, die alles regelt, würde er sagen, die Desoxyribonukleinsäure, das Erbgut mit seinen sechs Milliarden Bausteinen und etwa 100.000 Genen. Unser genetisches Selbst ist die Kommandozentrale unserer Zellen und verbirgt sich tief in deren innersten Kern. Nun ist die DNA aber auch ein Stück Materie, ein hochkomplexes Molekül, aufgerollt in einer sogenannten Superhelix, einer gewundenen Leiter, und zusammengesetzt aus einer Unzahl von Atomen. Aus Forschungsstudien weiss man, dass auch die Atome der DNA ununterbrochen ausgetauscht werden. Unsere Erbsubstanz erneuert sich also im Hinblick auf ihre atomare Zusammensetzung alle paar Wochen.

Welcher Schluss ergibt sich daraus? Wenn sich die Materie der DNA dauernd ändert, kann sie nicht der Dirigent aller Wandlung in unserem Körper sein, denn was als oberste Instanz Veränderung kontrolliert, sollte selbst gleich bleiben. Wenn unsere innerste Schaltzentrale nicht die materielle Substanz unseres genetischen Selbst ist, dann könnte es trotzdem die Intelligenz oder das Wissen sein, das die Materie verkörpert. Dieses Wissen ändert sich nämlich nicht. Hier entgleitet uns das Konkrete, Fassbare oder Wägbare. Wissen ist abstrakt, das Produkt von Geist oder von Bewusstsein. Wir haben es hier mit der Intelligenz der Natur zu tun. Obgleich unser Körper aus Materie gemacht ist, so durchwirkt ihn trotzdem Intelligenz. Und sie ist das, woraus wir letztlich gemacht sind - die Intelligenz der Natur ist unser unwandelbares Selbst.

Wir sind also mehr als unser Körper, und unser Selbst lebt jenseits von ihm. Wo finden wir es?

Das Abstrakte ist die Domäne des Bewusstseins, und darum müssen wir es dort suchen. Wir haben es intellektuell abgeleitet, doch bleibt solch ein Verständnis des Selbst ohne praktischen Wert. Wir müssen es erfahren. Erkenne Dich selbst bedeutet: Erfahre Dein Selbst! Selbst-Erkenntnis ist an Selbst-Erfahrung gebunden. Diese Beziehung formulierte auch Kant gleich zu Beginn seiner "Kritik der reinen Vernunft", als er schrieb: "Dass alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist gar kein Zweifel."

Wie erfahre ich mein Selbst?
In der vedischen Wissenstradition sticht als eine Schwesterdisziplin des Ayur-Veda das System des Yoga hervor. Dabei handelt es sich nicht, wie meist angenommen, um oft schwierige körperliche Übungen - Yoga ist vielmehr ein System, das sich mit der Erkenntnis und der direkten Erfahrung des Selbst im Bewusstsein des Menschen befasst. In den Jahrtausende alten Texten des Yoga wird das Selbst mit Hilfe eines einprägsamen Sinnbilds erklärt. In dieser Allegorie werden wir Menschen mit Wellen im Ozean verglichen. Jeder Mensch hat seine individuellen Charakteristika, so wie eine Welle ihre spezifischen Besonderheiten besitzt: ihre Grösse, ihre Gestalt, ihre Geschwindigkeit, ihre Richtung. Darüber definiert sie sich, grenzt sich von anderen Wellen ab, erhebt sich möglicherweise über sie, verfällt der Gefahr von Arroganz oder Dünkel.

Wenn die Welle jedoch über sich nachdenkt, kommt sie zu der Erkenntnis, dass ihre individuellen Eigenschaften veränderlich und vergänglich sind. Tief in ihrem Inneren aber verbirgt sich etwas Konstantes, das, woraus sie gemacht ist, was sie dauerhaft durchdringt, was sie immer war, ist und bleiben wird: das Meer. Das unveränderliche Selbst der Welle ist das Meer. Ernst Jünger beschrieb dieses Verhältnis so:

"Ein Becher Wasser, ins Meer gegossen: es bleibt Form ohne Inhalt, Inhalt ohne Form. Ein Augenblick des Schmerzes, des Heimwehs, begleitet den Verlust. Dem folgt die grosse Vermählung mit dem Meere: Heimat nun überall."

Um solch einer intellektuellen Erkenntnis Leben einzuhauchen, bedarf es - wie schon betont - der Erfahrung. In der dritten Strophe seines grossen Gedichtes "Das Vermächtnis" skizziert Goethe den Weg zur direkten Erfahrung des Selbst:

"Sofort nun wende Dich nach innen:
Das Zentrum findest Du da drinnen,
Woran kein Edler zweifeln mag.
Wirst keine Regel da vermissen:
Denn das selbständige Gewissen
Ist Sonne Deinem Sittentag."

Ganz in Anlehnung an eine geistige Technologie aus dem Yoga-System, der Methode des Dhyana oder der Transzendentalen Meditation nach Maharishi Mahesh Yogi, beschreibt Goethe den Weg in die innere Welt, in deren Zentrum wir unser Selbst finden. Auf diesem Pfad "leert" sich der Geist, wie es der christliche Mystiker Meister Eckhart ausdrückt, bis sich das Bewusstsein ins Grenzenlose weitet und wie die Welle im Meer das eigene Selbst erfährt. Der griechische Philosoph Plotin nennt dieses grenzenlose Bewusstsein das "Eine".

In den alten Yoga-Texten heisst es, dass in der Erfahrung des Selbst durch den Vorgang des Meditierens die Basis für ein erfolgreiches und dynamisches Tun besteht. Denn dort - wie Goethe sagt - ,wo alle Regeln und Gesetze des Lebens sich sammeln, von wo die Natur regiert, in der unendlichen Weite und Stille des Selbst, schöpft der Geist seine kreative Kraft. Von dort trägt er sie in den Bereich des täglichen Lebens hinaus.

 Ein Mensch, der aus seinem Selbst heraus denkt und handelt, transportiert die grenzenlose Freude, die in seinem Inneren lebt, hinaus in seinen Alltag. Spontan und ohne überlegen zu müssen, befolgt und würdigt er die Regeln des Lebens. Er ist wie die Welle, die ihr Selbst kennt und weiss: Ich bin das Meer. So können wir einen anderen Goetheschen Satz in seiner tiefen Bedeutung erfassen. Er lautet: "Die beste Freude ist das Wohnen in sich selbst." Bedingungslose, spontane Lebensfreude, die aus der Erfahrung des Selbst erwächst, ist Ausdruck von Gesundheit und Grundlage der Lebenskunst.

Die Kunst des Lebens
Früher bedeutete das Wort Kunst - abgeleitet von dem Verb "können" - "Wissen, Weisheit oder Kenntnis", später wurde es auch im Sinne von "Fertigkeit und Geschick" verwendet, bis es ab dem 18.Jahrhundert sich auf die schöpferische Gestaltung in Malerei, Bildhauerei, Dichtung und Musik bezog. Früher hat man Kunst mit dem Schönen in Verbindung gebracht, mit Grazie und Anmut - man sprach von den "schönen Künsten".

Wenn wir uns mit "Lebenskunst" befassen, meinen wir also zum einen das "Wissen vom Leben" - auf Sanskrit Ayur-Veda -, zum anderen "Geschick und Fertigkeit im Leben" und zum dritten die schöpferische Gestaltung des Lebens, so dass es schön, voller Freude und Glück ist. Lebenskunst hat also mit Wissen, Geschick in der Umsetzung dieses Wissens und der daraus resultierenden Freude zu tun. All das gewinnen wir aus unserem inneren Selbst, und darum unterhält nicht nur Gesundheit ein inniges Verhältnis mit dem Selbst, sondern auch Lebenskunst. Alle drei gehören untrennbar zusammen: Lebenskunst bedeutet daher nichts anderes als gelebte Selbst-Erkenntnis. Die vitale Beziehung mit der schöpferischen Kraft des Selbst gebärt die wahre Kunst des Lebens. Wenn die Aufgabe der Kunst darin besteht, das Schöne zu erschaffen, dann heisst Lebenskunst, das Schöne im Leben hervorzubringen. Doch was verstehen wir unter dem wahrhaft Schönen? Erinnern wir uns noch einmal an Plotin. Er sagte: Schönheit ist das Durchleuchten des ewigen Glanzes des Einen - des Selbst - in die materielle Erscheinung.

Gesundheitsmanagement
Wenn wir uns über praktisches Gesundheitsmanagement unterhalten, also über Möglichkeiten der Gesundheitsförderung und Vorsorge, dann sprechen wir aus ayur-vedischer Sicht auch über Strategien zur Selbst-Erkenntnis und über Lebenskunst.

Gesundheit bezeichnet sowohl nach moderner wie auch nach uralter ayur-vedischer Vorstellung einen Zustand der Ausgewogenheit und des Gleichgewichts. Nicht ein statisches Gleichgewicht, vielmehr ein biegsames, geschmeidiges, elastisches Gleichgewicht, das seine Stabilität aus einer hohen Form der Anpassungsfähigkeit an veränderliche Bedingungen schöpft. Diese Form der Gesundheit erhält man nicht als ein Himmelsgeschenk, vielmehr müssen wir sie uns jeden Augenblick neu erwerben. Sie erfordert unseren aktiven Beitrag. Dabei kommt es vor allem auf unsere Gewohnheiten an. Ich möchte Ihnen gerne einige praktische Tipps geben, welche Gewohnheiten aus ayur-vedischer Sicht unsere Gesundheit fördern und welche ihr schaden. Dabei möchte ich mich vier wichtigen Bereichen unseres Lebens zuwenden.

1. Ernährung
Wer richtig isst, braucht keine Medizin, wer falsch isst, dem nützt keine Medizin. Dieses Sprichwort drückt die überragende Bedeutung der Ernährung für unsere Gesundheit aus. Wie ungesund wir uns ernähren, zeigt die Tatsache, dass allein in Deutschland die gesundheitlichen Folgen falscher Ernährung etwa 60 Milliarden Euro jedes Jahr kosten. Doch was ist gute und was schlechte Ernährung? Aus der Sicht eines ayur-vedischen Arztes kann man diese Frage nur individuell beantworten. Jeder Mensch ist unterschiedlich und braucht darum eine Ernährung, die ihm entspricht und die er optimal verwerten kann. Trotzdem gibt es einige allgemeine Grundsätze, die man beachten sollte:

7 GOLDENE REGELN FÜR EINE GESUNDE ERNÄHRUNG
o Vermeiden Sie zu essen, bevor die letzte Mahlzeit verdaut ist (4 bis 6 Stunden).
o Das Mittagessen sollte die Hauptmahlzeit des Tages bilden.
o Frühstück und Abendessen sollten leicht verdaulich sein.
o Wenn Sie abends schwer gegessen haben, verzichten Sie am nächsten Morgen auf das Frühstück.
o Essen Sie nie so viel und so schwer, dass Sie sich nach dem Essen müde fühlen.
o Die Nahrung sollte immer frisch und von bestmöglicher Qualität sein - denn der Mensch ist, was er isst.
o Meiden Sie zum Essen grundsätzlich kalte Getränke.

2. ENTGIFTUNG
In der heutigen Welt ist der Organismus einer zunehmenden toxischen Belastung ausgesetzt. Dafür gibt es drei wichtige Ursachen:

a. Der Körper deponiert laufend etwa 100.000 Schadstoffe aus der Umwelt. Ein Großteil von ihnen ist fettlöslich, d.h. der Organismus kann sie nicht ausscheiden.

b. Im Laufe des Lebens werden 30 Tonnen Nahrungsmittel und 50.000 Liter Flüssigkeit durch den Verdauungstrakt geschleust. Bei unvollständiger Verstoffwechselung bleiben unverarbeitete Nahrungsbestandteile zurück, die den Organismus zunehmend belasten.

c. Im menschlichen Körper entstehen und sterben täglich etwa 600 Milliarden Zellen. Dabei fallen massenhaft Abfall-produkte an.

Um diesen akkumulierenden Ballast zu entsorgen, empfiehlt der ayur-vedische Arzt eine regelmässige Entgiftung des Organismus. Am wirksamsten ist dafür die sogenannte Panchakarma-Therapie, die auf systematische Weise vor allem fettlösche Schadstoffe eliminiert, die schwer ausleitbar sind. Diese Behandlung wurde mittlerweile wissenschaftlich geprüft und sollte stationär durchgeführt werden. Unabhängig davon rate ich zu einigen einfachen Entgiftungsmaßnahmen, die man jedes Jahr 10 bis 14 Tage befolgen sollte:

EIN 7 PUNKTE - PROGRAMM FÜR ZU HAUSE
o Morgens ein Glas warmes Wasser mit Zitronensaft und Honig trinken.
o Auf das Frühstück verzichten.
o Tagsüber jede halbe Stunde eine Tasse heißes, abgekochtes Wasser trinken.
o Auf leicht verdauliche Mahlzeiten achten. Meiden sollte man Fleisch, Fisch, Eier, Fritiertes, Gebratenes, Süßigkeiten und schwere Milchprodukte wie Sahne, Quark und Hartkäse.
o Sich auf zwei Mahlzeiten am Tag beschränken. Abends genügt eine Gemüsesuppe.
o 2 x in der Woche einen Saunabesuch.
o Jeden Tag eine halbe Stunde lang einen strammen Spaziergang oder leichtes Joggen.

3. BEWEGUNG
Ebenso wie beispielsweise Rauchen, Bluthochdruck, hohes Cholesterin und Übergewicht gehört auch der Bewegungsmangel zu den Risikofaktoren für Arteriosklerose und Herz-Kreislaufkrankheiten. Inaktive Menschen erleiden fast dreimal häufiger einen Herzinfarkt als diejenigen, die mässig intensiv trainieren, also 3 bis 4 mal pro Woche für 30 bis 40 Minuten. Um Bewegungsapparat, Herz-Kreislauf-System und Stoffwechsel gesund zu erhalten, empfehlen sich folgende Tipps:

o Achten Sie auf ausreichend Bewegung. 3 - 4 mal pro Woche sollten Sie sich 30 bis 40 Minuten körperlich betätigen. Optimal sind 3 bis 4 Stunden pro Woche.
o Entwickeln Sie beim Sport keinen falschen Ehrgeiz. Der Spaß sollte im Vordergrund stehen.
o Um Überanstrengung zu vermeiden, benutzen Sie am besten ein Pulsmessgerät. Generelle Richtlinie: 120 bis 130 Schläge/Minute. Alternative: Atmen Sie durch die Nase. Wenn die Nasenatmung nicht mehr ausreicht, vermindern Sie das Maß der Anstrengung.

4. Entspannung
Nach Angaben der International Labour Organisation (ILO) gehen in den westlichen Industrieländern zwei Drittel aller Krankheiten direkt oder indirekt auf Stress zurück. Ursprünglich war die körperliche Reaktion auf Bedrohung für den Menschen ein wichtiger Überlebensreflex. Doch mit der Veränderung der Lebensbedingungen mutierte diese sogenannte "Fight or Flight Response" im Laufe der vergangenen 50 Jahre zu einer bedeutenden Krankheitsursache.

Krankheiten spiegeln immer einen Zustand der Unordnung oder der Entropie wieder. Wie in einem System mehr Ordnung erzeugt werden kann, lehrt der dritte Hauptsatz der Thermodynamik aus der Physik. Er besagt, dass Entropie oder Unordnung durch den Einfluss von Ruhe sinkt.

Wenn wir krank sind, rät uns der Arzt fast immer zuerst: Gönnen Sie sich mehr Ruhe. Denn durch Ruhe kann sich ein Organismus neu strukturieren, die körpereigenen Regulationssysteme werden gestärkt, das System erholt sich. Dabei gilt: Je tiefer die Ruhe, umso grösser der Einfluss der Ordnung.
Aus diesem Grunde lautet der Rat eines ayur-vedischen Arztes:

Achten Sie auf ausreichend Schlaf. Gehen Sie nicht zu spät ins Bett. Wenn Sie sich den Luxus leisten können, schlafen Sie solange, bis Sie aufwachen.

Besonders tiefe Ruhe vermitteln die Techniken des Yoga. In meiner ärztlichen Praxis habe ich hervorragende Erfahrungen mit der Transzendentalen Meditation (TM) gemacht. Sie wurde in über 600 wissenschaftlichen Studien untersucht, ist natürlich, einfach zu erlernen und auszuüben. Heute ist nachgewiesen, dass die tiefe Ruhe und Entspannung der TM das Geist-Körpersystem ganzheitlich ordnet und gegen die destruktive Wirkung von chronischem Stress schützt. Eine fünfjährige Feldstudie in den USA zeigte, dass Meditierende gesünder sind. Sie beanspruchen ihre Krankenkasse um 60 Prozent weniger als andere, haben 87 Prozent weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 55 Prozent weniger Krebs. Weitere Studien haben ergeben, dass Meditation zu mehr Gelassenheit und Lebensfreude führt - eine wichtige Voraussetzung für Gesundheit und Lebenskunst.

Wenn Sie diesen vier Lebensbereichen mehr Aufmerksamkeit widmen, entwickeln Sie spontan mehr Empfindsamkeit für sich selbst. Sie spüren sich intensiver und verhalten sich automatisch gesundheitsfördernd. Bedenken Sie: Ihr Organismus sucht stets sein Gleichgewicht, denn er fühlt sich in diesem Zustand am wohlsten und glücklichsten. Ein gesundes Leben zu führen, ist dann leicht und mühelos, denn es entspricht unserer inneren Natur. Letztlich kann nur ein gesunder Mensch ein Lebenskünstler sein. Und der wahre Lebenskünstler lebt spontan gesund, denn er ehrt und würdigt sein Selbst.

Lebenskünstler wissenschaftlich zu studieren, war die grosse Leidenschaft meines Doktorvaters - er forschte mit Hundertjährigen. Als Höhepunkt seiner Semestervorlesung stellte er seinen Studenten einen Hundertjährigen vor. Krankheitsgeschichte, körperlicher Untersuchungsbefund, Laborwerte, EKG, Röntgenbilder - alles wurde im Detail diskutiert. Und zum krönenden Abschluss erging die Frage an den Hauptdarsteller: "Was ist denn nun das Geheimnis Ihres Alters? Was würden Sie denn nun diesen jungen Menschen raten, wie man so alt wird und so fit bleibt?" Der Mann vor uns, in vorzüglicher Verfassung mit seinen 104 Lebensjahren, dachte kurz nach und sagte dann: "Gehen Sie Stress aus dem Wege. Sehen Sie, nach meiner Pensionierung habe ich mir mit meiner Frau ein kleines Haus am Wald gekauft. Immer, wenn es Krach zwischen uns beiden gab, habe ich meinen Mantel, meinen Hut und meinen Schirm genommen und bin im Wald spazierengegangen. Und so habe ich die letzten 40 Jahre meines Lebens fast nur im Wald verbracht."