Schreibstube der Wehrmacht um 1940

Bürokratie ermöglicht nicht nur den reibungslosen Ablauf der wirtschaftlichen Produktion und des öffentlichen Lebens. Auch ein totaler Vernichtungskrieg, wie ihn der Zweite Weltkrieg darstellt, benötigt ein hohes Maß an bürokratischer Organisation und Verwaltungsarbeit.

Dies begann schon in Friedenszeiten bei der Erfassung bzw. Aushebung von Rekruten. Im Krieg regelte die militärische Verwaltung den Nachschub an Verpflegung, Munition und den vielfältigen Ersatzteilen für Waffen und Geräte. Auch die Erfassung der Gefallenen und das Anlegen von Gräbern wurde durch Vorschriften reglementiert und mittels Formularen durchgeführt.

Die einzelnen Stationen im Leben eines Soldaten waren also durch eine Vielzahl an Schriftstücken genau dokumentiert; jede wichtige Veränderung wurde im Soldbuch festgehalten. Es spiegelt ein Soldatenschicksal wie kein anderes Verwaltungsschriftstück wider.

Kommunikation mittels Feldtelefon

Für eine Militärbehörde und insbesondere für Planungsstäbe waren rasche Kommunikationsmöglichkeiten naturgemäß von großer Bedeutung: Fernsprechgeräte, bestehend aus Feldtelefonen und Ortsnetzbatterie-(OB-)aufsatz waren in fast allen Dienststellen anzutreffen; Fernschreiber und Funkgeräte fanden sich erheblich seltener.

Die eingehenden Informationen brachten auch das Risiko mit sich, dass sie vom Gegner abgefangen und genutzt wurden. Aus Furcht vor Spionage setzte man sogar Kleinst-Reißwölfe zur Vernichtung von Fernschreiberstreifen ein, und Ermahnungen zur Geheimhaltung fanden sich an Fernsprecherstellen und auf Stenoblöcken.

An der Front reduzierte sich militärische Bürokratie zumeist auf mündliche Befehle und einige handschriftlich ausgefüllte, abgestempelte Formulare.

Engpässe an Front und "Heimatfront"

Selbst in den Büros und Schreibstuben der so genannten "Heimatfront" waren die Kriegsauswirkungen immer stärker spürbar. Einberufungen des Personals, verlängerte Arbeitszeiten, fehlende oder schlechte Büromaterialien und schließlich auch Verdunklungen und Bombenalarme prägten den Arbeitsalltag. Er spiegelt sich in Karbidlampen für Notbeleuchtung oder Rettungskisten für den Abtransport der Schreibmaschine in den Luftschutzraum wider.

Letztlich aber war die militärische Verwaltung nicht nur von Vernichtung bedroht, sondern sie verwaltete vielmehr den Vernichtungskrieg.